Warum nicht mal mit einer lieben Gewohnheit brechen…
Unser Leben besteht aus einer Vielzahl von Gewohnheiten. Sie geben uns Sicherheit und signalisieren Stabilität. Gewohnheiten haben wir uns meist über Jahre, manche sogar seit unserer Kindheit angewöhnt. Wir pflegen sie und es fällt uns leicht, die Dinge so zu tun wie wir sie schon immer getan haben. Wie wir sie gelernt haben. Wie wir sie uns irgendwie mal irgendwann angewöhnt haben. Wir sind routiniert und machen uns bei der eigentlichen Tätigkeit keine Gedanken mehr über deren Durchführung. Wir handeln ganz automatisch, es läuft ein Programm ab und wir müssen dabei fast nicht mehr denken.
Haben Sie schon mal versucht mit einer „lieben“ Gewohnheit zu brechen? Warum nicht einmal etwas ganz anders tun? Wir können mit ganz einfachen und banalen Tätigkeiten beginnen. Als Rechtshänder die Zähne mal mit der linken Hand putzen. Den Kaffee mal ohne Zucker trinken und bewusst hinschmecken. Im Auto mal nicht das Radio einschalten. Im Supermarkt mal einen ganz anderen Weg gehen um die Artikel einzukaufen. Mal ein Buch in der Buchhandlung kaufen und nicht übers Internet. Mal auf der anderen Seite des Bettes schlafen. Und, und, und…. Tausende von Tätigkeiten könn(t)en wir ganz anders tun.
Aber warum soll ich das tun? Was bringt mir das? Da muss ich mich doch nur konzentrieren und aufpassen und alles fällt mir viel schwerer…
Gewohnheitsbrüche wirken sich auf unser Gehirn aus. Das Gehirn ist sozusagen erstmal irritiert, es merkt auf und damit öffnen sich Möglichkeiten für eine Neubahnung. Wir nehmen durch unsere geänderte Verhaltensweise neuen Erfahrungen und Erlebnisse auf. Wiederholen wir nun diese ungewohnten Tätigkeiten und Abläufe dann setzen sich im Gehirn die betroffenen Neuronengruppen neu zusammen. Die Nervenzellen haben Fortsätze, die Dendriten. Diese nehmen die Informationen auf. Nun beginnen sich die Dendriten anders zu vernetzen. Und damit entsteht eine neue Nervenbahn, ein neuer Weg, der den bisher benutzten – der gewohnten Abläufe – entlastet. Wir bauen uns praktisch eine Entlastungsstrasse im Gehirn. Damit bauen wir Stress ab und machen ganz nebenbei neue Erfahrungen mit uns selbst. Wir entwickeln uns weiter, wir verändern uns.
Denn Gewohnheitsbrüche haben auch eine Auswirkung auf unsere Achtsamkeit. Wenn wir als Rechtshänder z.B. unseren Einkaufszettel mit der linken Hand schreiben, dann müssen wir bei der Sache sein und uns konzentrieren. Wir haben dann weder Zeit noch Raum um uns mit anderen Gedanken parallel zu beschäftigen. Wir sind ganz in die Tätigkeit eingebunden und präsent. Präsenz – noch so ein schönes Wort. Wann waren Sie das letzte Mal so richtig bei der Sache – präsent in Ihrem Handeln?
Vielleicht beim nächsten Gewohnheitsbruch? Probieren Sie es doch einfach mal aus.
„Wenn du etwas erleben willst, was du noch nie erlebt hast, musst du etwas tun, was du noch nie getan hast.“